Arrach

Arrodo leben – wenn sie nicht in die Familien ihrer Herren eingebettet sind – in großen Familienverbünden, in denen ein Netz von Tanten und Nichten die Kindererziehung zusammen mit den Eltern übernimmt, die deswegen auch keine herausgehobene Bedeutung haben: "Alle sind Jedermanns Eltern, und Jeder ist Jedermanns Bruder", wie die Arrodo sagen.

Die Hierarchie innerhalb der Gruppe wird durch die Zurschaustellung von besonderem Geschick, die eindrucksvollste Beute und die beste Prahlerei ermittelt und kann fast wöchentlich wechseln.

Arrodo halten mehr vom Tauschhandel als von Geldmünzen oder anderen Zahlungsmitteln, wissen gut polierte Münzen aber als hübsche Gegenstände oder mit einem Loch darin als Amulette zu schätzen.

Dabei haben Arrodo zwei "Klassen" von Gegenständen: Persönliche Habe (minnatingi) und Alltags- und Gebrauchsgegenstände, die der ganzen Familie und damit "irgendwie jedem" gehören (sunzatingi). Sunzatingi werden besonders bei Belluino im gesamten "Revier" der Familie liegengelassen und jederzeit von jedem genommen und benutzt, der sie gerade braucht. Bei Streitigkeiten, wer einen Gegenstand möglicherweise gerade mehr braucht, entscheiden die eindrucksvollsten Drohgebärden: Das am besten aufgestellte Fell, die eindrucksvollsten Reißzähne und das lauteste Brüllen. Die zivilisierteren Cicuro hingegen haben ein ausgeprägteres Verständnis von "persönlichem Besitz" - leider oft, weil es ihnen eingeprügelt wurde.

Drohen und "den großen Mann markieren" ist auch die bewährte Methode, Fremde im eigenen "Revier" willkommen zu heißen, sie wird üblicherweise vom besten Krieger des Stammes oder manchmal vom Häuptling selbst ausgeführt. Vom Besucher wird dann natürlich erwartet, dass er ebenfalls angibt und sich aufplustert, was das Zeug hält, bis die lautstarke und gestenreiche Begrüßung entweder zu einer kleinen Rauferei oder viel Gelächter und Schulterklopfen führt. Danach gilt der Eindringling als akzeptiert.
Nicht-Arrodo missverstehen dieses Ritual manchmal als bevorstehenden Angriff. Eine Waffe zu ziehen ist jedoch extrem schlechter Ton und wird den gesamten Stamm sofort zum Angriff veranlassen.

Das K'Tingi

Allen Arrodo gemein ist die Suche nach ihrem Seelengegenstand, dem K’Tingi, auf dessen Suche sie sich begeben, wenn sie erwachsen werden. Dieser Gegenstand kann für Außenstehende entweder sehr wertvoll oder absolut unbedeutend wirken, aber wenn ein Arrodo ihn sieht, weiß er, dass er sein K’Tingi gefunden hat und dass er heimkehren kann, um es seiner Familie (oder, falls er ein Sklave ist, seinem Herren!) zu zeigen und fortan unter Arrodo als "erwachsen" zu gelten.

Bei anderen Völkern haben sie wegen dieser Sitte den Ruf eines diebischen Volkes erworben, denn wenn jeder Arrodo einmal im Lauf seines Lebens stiehlt, was hält ihn dann davon ab, es immer wieder zu tun? Aus Arrodo-Sicht gehört ein K’Tingi natürlich seit jeher seinem Seelenbesitzer und muss nicht gekauft oder ertauscht werden, auch wenn es üblich ist, ein "Dankeschön" für die Aufbewahrung zurückzulassen.

Der richtige Platz

Das K'Tingi ist ein Sonderfall des Glaubens der Arrodo, dass jede Person, jedes Tier und jeder Gegenstand in der Welt seinen eigenen, "richtigen" Platz hat. Wenn ein Arrodo das Gefühl hat, etwas sei nicht an seinem Platz, wird er versuchen, das richtig zu stellen - indem er Personen zu einem neuen Lebenswandel überredet, den Gegenstand mit dem Besitzer tauscht, um ihn an seinen richtigen Platz bringen zu können und, falls der eigentliche Besitzer nicht mit sich reden lässt, notfalls auch mal ohne Erlaubnis tauscht - aber niemals stiehlt! Der Arrodo, der etwas wegnimmt, wird immer auch etwas zurücklassen, von dem er glaubt, dass es dem Besitzer ebenso wertvoll oder nützlich erscheinen muss. Gerade die Cicuro haben aber verstanden, dass sie ihre religiös motivierten "Wohltaten" besser auf legalem Wege vollbringen...

Esskultur

Arrodo sind natürliche Fleischfresser, das gilt für die stolzen und freien (Cicuro würden sagen: "wilden") Belluino ebenso wie für die zivilisierten und fortschrittlichen (Belluino würden sagen: "zahmen") Cicuro.

Die Belluino verzehren die Jagdbeute ihres Stammes in der Regel möglichst frisch und roh. Auch Gewürze finden nur selten Verwendung - aber trockene Marinaden ("Dry Rub") mit Kräutern wie Weißwurzel ("Gurdu"), Zweignessel ("T'schar"), Mervedstrauch ("Kimru") und Gelbdorn ("Rakka") sowie eine salzig schmeckende, eisenreiche Roterde namens Mtorr werden verbreitet genutzt, um in der Sonne gedörrte Trockenfleischvorräte haltbarer, genießbarer und gesünder zu machen. Denn gleichzeitig finden alle diese Zutaten medizinische Anwendung als Umschläge und Wundbreie in der Heilkunst des Arrach.

Zuletzt geändert am 25.07.2021 00:27 Uhr